DG baut ein neues Flugzeugwerk am Segelflugplatz
Spatenstich am 1. Mai
Nach 27 Jahren verlässt der renommierte Segelflugzeughersteller “DG Flugzeugbau”, den Stadtteil Untergrombach, um mit einem Investitionsvolumen von neun Millionen Mark in ein neues Werk am Bruchsaler Flugplatz umzusiedeln. Gleichzeitig ist geplant, den Mitarbeiterstamm von derzeit 53 Beschäftigten auf 80 langfristig zu vergrößern. Mit dieser guten Nachricht überraschte jetzt Firmenchef Friedel Weber anlässlich einer internationalen Segelflieger-Tagung, in Albuquerque/New-Mexico.
Seit Jahren litt DG Flugzeugbau auf dem Untergrombacher Firmengelände Im Schollengarten unter massiven Platzproblemen: Auf insgesamt sieben Gebäude um einen beengten Werkshof verteilt, gestaltete sich die Produktion der hochwertigen Flugzeuge zunehmend schwieriger. “Wenn wir ein Flugzeug aufgebaut haben, schrammten wir mit Sicherheit irgendwo an eine Gebäudeecke oder ein Leitwerk einer anderen Maschine. Alles zu eng, zu klein, zu veraltet”, sagte Friedel Weber, der den 1996 in Konkurs gegangenen Betrieb übernommen hatte.
Kam noch hinzu, dass das gesamte Handling der vom Band gelaufenen Flugzeuge immer unwirtschaftlicher geworden war: Für einen Einflug eines Neuflugzeuges oder einen Kunden- Demonstrationsflug mussten die Segler im Werk abgebaut, in den Anhänger verladen, auf den Segelflugplatz gefahren und dort wieder aufgebaut werden. Nach dem Flug spielte sich das ganze in umgekehrter Reihenfolge erneut ab. Weber: Für einen Flug brauchten unsere Testpiloten bis zu drei Stunden insgesamt. So etwas rechnet sich heute nicht mehr.”
Das soll nun anders werden. Am 1. Mai erfolgt auf einem 17.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Bruchsaler Industriestraße zwischen Querspange, Otto-Lilienthal-Weg und dem Saalbach der erste Spatenstich für das neue Flugzeugwerk. Dieses entsteht in eingeschossiger Stahlskelett-Bauweise auf einer Fläche von 80 mal 70 Meter, mit 5 000 Quadratmeter Nutzfläche für die Produktion sowie einem zweigeschossigen Bürotrakt mit 800 Quadratmeter Nutzfläche.
Das Pfiffige an der Planung aber ist der direkte Zugang vom Produktionsgebäude über eine 20 Meter breite Brücke über den Saalbach zum Bruchsaler Segelflugplatz. “Das bedeutet, dass wir in nur fünf Minuten eine Maschine aus der Endmontage an der Startbahn haben”, erläuterte Firmenchef Weber. Was die Test- und Einflüge angeht, rechnet Friedel Weber höchstens mit 100 Start übers Jahr verteilt.
Dies hängt unmittelbar mit den Produktionszahlen zusammen. So peilt das Unternehmen für 2001 die Herstellung von 50-60 einsitzigen Motorseglern des Typs DG-800 sowie die Fertigstellung von 20 Doppelsitzern der 500er Serie an, die im Rohbau vom Partnerwerk “AMS” im slowenischen Lesce – Bled nach Bruchsal geliefert werden. Die Herstellung des jüngsten Doppelsitzer-Musters, der DG-1000 soll wieder samt Zulassung, Einflug und Auslieferung in Bruchsal erfolgen. Bis heute sind weltweit 1816 DG-Flugzeuge im Einsatz.
Mit der Fertigstellung des neuen Werkes am 15. Dezember dieses Jahres und der geplanten Aufnahme der Produktion am 8. Januar 2001 will Friedel Weber allerdings auch die Produktpalette seines Unternehmens deutlich ausweiten:
Neben dem traditionellen Flugzeugbau ist vorgesehen, Fremdprodukte wie Hauben für Solarien, Kunststoff-Formteile in Faserverbundweise oder auch den Golfschläger in Carbon Faser herzustellen. Weber: “Wir sichern damit ein zweites Standbein. Die Nachfrage ist groß und wir haben als Flugzeughersteller in dieser Branche nun mal den besten Ruf!”
– BNN im April 2000 –