Vor dem 21.04.07 war der Tausender mein erklärtes Ziel. Seit 7 Jahren kratzte ich an der magischen Grenze. Ich flog in diesen Jahren mit einem Kestrel 17 und war damit an meiner vorläufigen Leistungsgrenze angestoßen. Meine Beruf erlaubt mir leider nicht bei jedem guten Wetter meiner Berufung nach zu gehen. Wenn das Wörtchen “wenn” nicht wäre…
Aufmerksam wurde ich auf die 800er Serie bereits vor einigen Jahren als Freunde von mir diese gechartert hatten und damit hervorragende Leistungen erflogen. Voriges Jahr stieg ich dann ebenfalls mit in diese Klasse ein und charterte mit Werner Luidolt und Andreas Haider aus Aigen im Ennstal einen DUO DISCUS mit Flautenschieber. Begeistert von diesem System und einer weiteren Erfolgsmeldung meines Vereinskameraden und Freundes Andreas Gsodam auf DG-808C im Vorjahr ,war der Entschluss gefallen , mir so ein Gerät einmal nur für mich zu chartern.
Ich meldete mich dann bereits voriges Jahr bei Christian Braas für einen Chartervertrag für dieses Jahr an. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für die korrekte und unkomplizierte Abhandlung des Charter.
Nach der üblichen Träumerei im Winter und Streckenoptimierung für diese Klasse, war es dann am 21.04.07 soweit. Ich übernahm die DG-808C bei LTB Braas in Solms und überstellte die Maschine nach Zeltweg.
Für den 22.04.07 war Einfliegen angesagt. Nach einem kurzen Flug im vorigen Jahr war mir die rudimentäre Bedienung nicht fremd. Das Betriebshandbuch ist außerdem sehr klar verständlich geschrieben und zudem im Internet durch DG zur Verfügung gestellt, was ich als sehr guten Service betrachte.
Ich hatte mir für diesen Flug vorgenommen, die Motorsteuerungseinheit, das Ein- und Ausfahren an sich zu trainieren und des weiteren die Eigenheiten im Überziehverhalten und den einzelnen Geschwindigkeitsbereichen zu erfliegen. Der Eigenstart stellt sogar für Motormaschinen mit einer sehr kurzen Startstrecke ein Musterbeispiel dar. Die Steigleistung ist phänomenal! Diese schwankt zwischen 4 m/s bei leeren Wassertanks bis ca 2,5 m/s bei vollen Tanks.
Einzig die Vibrationen und der Geräuschpegel im Motorflug erreichen ein erhöhtes Niveau bei Volllast. Bei ca 70% Teillast minimiert sich dieses und ist durchaus mit anderen Touringmotorseglern vergleichbar. Natürlich muss man betonen, dafür ist dieses Flugzeug ja auch nicht ausgelegt und somit vollkommen akzeptabel.
In meiner fliegerischen Laufbahn habe ich bis dato keine einfachere und unkompliziertere Motorsteuerung für eigenstartfähige Flugzeuge gesehen und sie lässt keine Wünsche offen.
Im Überziehverhalten zeigt sich die DG-808C unproblematisch. Sie kündigt sich deutlich durch weichen Ruderdruck an und kippt dann meist über die Fläche ab. Dies geschieht im moderaten Tempo das anfänglich etwas schnell erscheint, aber nach ein zwei Versuchen bereits ins gewohnte Schema übergeht. Knüppel nach vorn und die Strömung liegt sofort wieder sauber an. Auch mit Wasser (40 bis 80 Liter ) verhält sich das Flugzeug nicht anders, lediglich der Geschwindigkeitsbereich verschiebt sich nach oben.
In der Thermik fliegt sich die Maschine derart sauber, dass das Einfliegen auf einen Flug nach Samedan und retour (755 km) ausgedehnt wurde. Mit einem Wort: Man glaubt bereits nach kurzer Zeit das Flugzeug wurde dir auf den Leib geschneidert. Wasser ist im Kurbeln kein Nachteil. Auf meinen weiteren Flügen hatte ich kein Problem, mit den anderen Maschinen im Bart mitzuhalten. Im Gegenteil: Im Steigen ist die DG-808C sehr gut. Wobei ich für die Suchkreise meist Klappenstellung 0 zum Zentrieren 8 und in weiterer Folge die vollen 13 verwendete. Dieses Verfahren funktioniert für alle Steigwerte. Die Stallwarning empfand ich als zu scharf eingestellt. Nach einigen Stunden spürt man die Annäherung an den Stall aber bereits, bevor vor der “Warning” und reagiert auch dementsprechend schneller. Am Hang mit mehr als 50 Liter Wasser sollte man sich bei dem Gewicht aber auch der Stallgefahr bewusst sein.
Als sehr angenehm empfand ich die Möglichkeit, die Trimmung auszuhängen. Folgt man der Empfehlung, zuerst die Klappenstellung zu ändern und dann zu beschleunigen, braucht man sich nicht mehr darum zu kümmern. Die DG-808C liegt damit immer sehr ausgewogen im Ruder. Nachtrimmen ist nicht erforderlich.
Einzig beim Abgleiten hatte ich ein Problem! Nämlich mit meinen Augen: Diese sind seit Jahren auf Kestrel/17 mit Gleitzahl 42 trainiert. Der Gleitwinkel der DG-808C mit bis zu 51 stellte mich bis zum Schluss vor eine beinahe unglaubhafte Tatsache!
Im Landeverhalten ist die Maschine beinahe zur Grundschulung empfehlenswert. Die Bremsklappen wirken sehr gut und mehr als 50% sind nicht notwendig. Die Ruder behalten sehr lange aerodynamische Wirkung.
Der Fahrwerkshebel ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber nach etwas Übung in ausreichender Sicherheitshöhe und dem richtigen Schwung gelingt auch das beim ersten Versuch. Aber Platzrunden werden mit so einem Gerät ja sowieso nicht geflogen.
Am nächsten Tag dem 23.04.07 flog ich mit der DG-808C dann von Zeltweg zum Oberalppass und retour. Das sind 1.023 km und somit mein erster Tausender. Ich musste bei diesem Flug kein einziges Mal mit Eigenheiten des Flugzeuges kämpfen. Dies war in der Vergangenheit auf anderen Mustern nicht immer so!
Die Sitzposition und die Bedienung der Klappen ermüdeten mich in keiner Weise. Die durchgehende Haube ( warme Füße!) ist natürlich ein Komfort ,den ich nicht mehr missen möchte.
Am 26.04.07 – nach 2 Tagen Pause für den Kopf – folgte dann ein 1.250 km Flug. Anfangs und Ende im Südwind am Hang , welcher mir neue Möglichkeiten aufzeigte. Es ist durchaus möglich, im Hangwind von nur 20-30 km/h Geschwindigkeiten bis zu 190 km/h ohne Höhenverlust zu fliegen!
Am 28.04.07 reiner Thermiktag , aber explosiv. Später Abflug um 11:50 LOC und trotzdem noch 993 km. Bei diesem Flug war ein Delphin ohne Kreis über 1 ¾ Stunden möglich. Dies zeigt das große Einsatzspektrum der DG-808C .Einerseits kann man bolzen wie mit einer Rennklassemaschine , andererseits aber auch Gleiten wie in der offenen Klasse. Und das alles mit der Wendigkeit einer Clubmaschine.
Wetterbedingt etwas Pause, und dann am 13.05.07 den Muttertag (Danke für das Verständnis!) noch mal 1.171km. An diesem Tag flog ich mit Werner Luidolt auf LS6 im Team. Er brachte ebenfalls 1055 km nach Hause. Andreas Gsodam ebenfalls auf DG-808C flog auch aus Zeltweg 1.070km . Fliegerherz was will man mehr?!
Nach dieser Serie fiel mir die Rückgabe der DG-808C sehr schwer. Aber die nächste Saison kommt bestimmt und ein paar Projekte sind ja noch offen !
Als Fazit möchte ich der Firma DG zu diesem außergewöhnlich guten Gesamtpaket DG-808C gratulieren. Man erkennt, dass hier ein Flugzeug von Segelfliegern für Segelflieger gebaut wurde.
Die DG-808C erlaubt ein autarkes Fliegen und öffnet den Horizont gewaltig. In der Szene wird oft vom “Rentnerflieger” gesprochen. Dem muss ich widersprechen, es handelt sich vielmehr um ein reinrassiges Wettbewerbsflugzeug mit gewaltigem Potential. Im Nachhinein bedaure ich, auf meinen Flügen nicht mehr Wasser verwendet zu haben. Eine Schnittsteigerung auf 110-115 km/h bei über 1.000 km erscheint durchaus realistisch. Meines Erachtens ist ein Streckenzuwachs in der ersten Phase von ca 10-20 % möglich.
Aus Gesprächen mit Andreas Gsodam der Besitzer einer DG-808C ist ,weiß ich, dass der Support von DG als beispielhaft bezeichnet werden kann.
Ich wünsche der Firma DG hiermit weiterhin alles Gute in der Entwicklung und warte gespannt was die Zukunft bringen wird.
Glück ab, gut Land!
Erik Esser Zeltweg, 01.06.07