Wie kommt das Wasser in den Tank?

Zu Beginn des Winters wird oft gefragt, ob man bei unseren Motorseglern den Tank lieber randvoll machen soll, bevor man das Flugzeug für eine längere Winterpause abstellt oder ob der Tank lieber leer sein sollte. Im Falle eines leeren Tanks wird befürchtet, dass sich Kondenswasser während des Winters bildet und sich am Boden des Tanks absetzt.

Diese Theorie stimmt aber nicht!

Lassen Sie uns kurz ein wenig überlegen:
Ein leerer Tank z. Bsp. einer DG-808C enthält etwa 20 Liter Luft.
Das Flugzeug steht sicher völlig windgeschützt in der Halle oder noch eher im Anhänger.
Der Tankdeckel ist verschlossen.
Wie soll es da überhaupt zu einem Luftaustausch kommen?
Dieser kann nur erfolgen über das Überlaufröhrchen und nur aufgrund von externen Luftdruckschwankungen.
Unterstellen wir einmal, dass während eines Zeitraums einer maximalen Winterpause von 7 Monaten jeden Tag Luftdruckschwankungen von 10 hPa erfolgen aufgrund des Wetters und der Temperatur-Veränderungen. (4 hPa wären wahrscheinlich realistischer!). Das bedeutet also täglich 10/1013 des atmosphärischen Drucks oder etwa 1%.
Während 210 Tage tauschen sich so 210% von 20 Liter oder 41 Liter Luft aus.
Bei einer als Durchschnitt angenommenen Temperatur von 10 Grad C kann Luft maximal 9,41 Gramm Wasser pro Kubikmeter aufnehmen.
Wenn wir mal unterstellen, dass die Luft mit 100% relativer Feuchte zufließt und mit 50% relativer Feuchte wieder abfließt, können sich also maximal 5 Gramm Luft pro Kubikmeter bzw. 0,2 Gramm für unsere 41 Liter Luft niederschlagen.
Dabei ist noch die Frage zu stellen, weshalb überhaupt das Wasser aus der Luft kondensieren soll. Das passiert vornehmlich an kalten Tank-Außenwänden, die es hier aber gar nicht gibt, weil der Tank aus Kunststoff gefertigt und gegen die Flugzeug-Außenhaut isoliert ist.
Die errechnete Kondenswasser-Menge ist jedenfalls weit davon entfernt, überhaupt bemerkt zu werden und löst sich im Benzin glatt auf.
Die Theorie, dass man den Tank im Winter füllen soll, um Kondenswasser zu vermeiden, ist also falsch!
Diese Erkenntnis soll Sie allerdings nicht davon abhalten, im Frühjahr einmal den Drainer zu drücken!
Gibt es denn überhaupt Wasser im Tank?

Zweifellos – wie wir selbst erleben durften:
Unser Verkaufsleiter war mit einem Kunden am Flugplatz. Er tankte das Flugzeug, gab dem Kunden eine gründliche Einweisung und der rollte zum Startpunkt. Er gab Vollgas, das Flugzeug rollte zügig an und der Motor blieb stehen!
So etwas macht sich hervorragend am Beginn eines Demonstrationsfluges!
Anlassversuche bis zur leeren Batterie waren erfolglos. Mit Hilfe der Autobatterie bekam man dann zwar den Anlasser auf hohe Temperaturen, aber der Motor sprang immer noch nicht an. Schließlich wurde eine Zündkerze heraus geschraubt und da sah man merkwürdige Wasserperlen.
Endlich – und damit viel zu spät – wurde der Drainbecher benutzt, der anschließend halb voll Wasser war!
Ursache:
Es war die Zeit, als das verbleite Superbenzin an den Tankstellen zu Ende ging und wir hatten gerade den letzten Rest in unsere Kanister bekommen. Das wussten wir aber nicht. Der Kanister war jedenfalls gut mit Wasser gefüllt gewesen und so kam das Wasser in den Tank.
Achten Sie also vor allem auf die Quelle, aus der Sie Ihr Benzin beziehen – daher kommt im allgemeinen das Wasser!
Da Sie nie sicher sein können, dass Ihnen nicht auch so etwas passiert – und der Motor dann vielleicht gleich nach dem Abheben stehen bleibt -, bleibt es für Eigenstarter bei unserer Sicherheitsanweisung, regelmäßig den Drainer zu betätigen. Bei Turbomotoren ist das überflüssig.
Eine weitere Ursache für Wasser im Tank kann natürlich auch das Abstellen des Flugzeugs draußen bei Regen sein. Das betrifft aber mehr Motorflugzeuge, wenn sie einen undichten Tankdeckel haben.
Unser Kunststoffdeckel der DG-808C schließt in der Beziehung absolut dicht und Sie werden sicher sowieso Ihr Flugzeug draußen mindestens mit einem Überzug versehen (Jaxida Cover oder ähnlich).
Wenn Sie eine automatische Betankungseinrichtung wie bei der DG-808C haben, können Sie den Tankdeckel zusätzlich sogar noch abkleben.
Wieweit soll der Tank nun gefüllt bleiben vor der Winterpause?
Am besten sollte der Tank weitgehend leer sein.
Sie müssen ihn nicht leer pumpen, aber Sie sollten ihn auf keinen Fall randvoll machen vor dem endgültigen Abrüsten.
Für das Tankmaterial ist es gleichgültig, ob Benzin oder Luft im Tank ist.
Der Grund für diese Empfehlung liegt in der Natur des  Zweittakt-Gemisches:
Es ist wahrscheinlich, dass sich während einer langen Standzeit das Benzion-Öl-Gemisch etwas entmischt und Sie dann ein völlig undefiniertes Benzin verbrauchen, wenn Sie den Motor direkt starten.
Wenn Sie den Tank nur halbvoll hinterlassen haben und vor dem ersten Start ein Stück mit dem Trailer fahren, ist alles wieder okay. Wenn Sie vorher voll tanken, wird ebenfalls die Mischung wieder homogen sein. Nur wenn der Tank randvoll ist, kann sich das Benzin nicht neu mischen und das könnte Ihr Motor für die ersten Starts übel nehmen.

Also lassen Sie den Tank nach dem letzten Flug im Herbst einfach so, wie er ist.